19.12.2022 - Wasserstoff (H2) gilt als der Energieträger der Zukunft. Für eine sichere Energieversorgung kann er künftig als Alternative zu fossilen Brennstoffen eine entscheidende Rolle spielen und ist zudem klimafreundlich, wenn er mit erneuerbaren Energien produziert wird. Über erste Potenziale für eine Wasserstoffwirtschaft im Kreis Uelzen diskutierten am 12. Dezember 2022 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung im DRK-Seminarhaus Uelzen – begleitet durch das Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen H2.N.O.N. Besonderes Highlight der Veranstaltung war die mündliche Förderzusage der Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsens (NBank) über 8 Millionen Euro für ein im Rahmen der Veranstaltung vorgestelltes Verbundvorhaben der Vereinigten Saatzuchten eG (VSE), das begleitet vom Bauernverband Nordosterniedersachsen (BVON), dem Landkreis Uelzen und der Fördermittelberatung MCON aus Oldenburg wenige Wochen zuvor als Antrag bei der NBank eingereicht wurde.
Über 50 Teilnehmende folgten der Einladung des Landkreises Uelzen und dem Wasserstoffnetzwerk H2.N.O.N., um Potenziale von Wasserstoffanwendungen im Kreis Uelzen zu identifizieren. Aufgabe des Netzwerks, in dem der Landkreis Uelzen Mitglied ist, ist es, die Potenziale von Wasserstoff in den Verbundregionen zu fördern und nutzbar zu gestalten.
Um ins Thema einzusteigen, gaben Dr. Roland Hamelmann und Dr. Daniel Kipp vom H2.N.O.N.-Regionalmanagement zu Beginn der Veranstaltung konkrete Einblicke in die Arbeit des Wasserstoffnetzwerks, welches Anfang Dezember vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit dem Sonderpreis „Ausgezeichnete regionale Industrieinitiative“ ausgezeichnet wurde. Anschließend folgten Impulsvorträge von verschiedenen Unternehmen über laufende Wasserstoffvorhaben aus Norddeutschland.
Den ersten Vortrag hielt André Kiwitz von der Firma „Green Fuels“, die in Bremerhaven mit dem Projekt „hy.city.bremerhaven“ eine regionale und umweltfreundliche Wasserstoffinfrastruktur aufbauen. Dabei produzieren sie durch Elektrolyse – der Aufspaltung einer chemischen Verbindung durch den Einsatz von elektrischem Strom aus Windkraftanlagen – klimafreundlichen Wasserstoff, der anschließend an H2-Tankstellen transportiert wird. Diese Tankstellen sollen dann Busse des ÖPNV in Bremerhaven mit Wasserstoff als Treibstoff versorgen.
Ein weiteres Projekt zur grünen Wasserstoffmobilität stellte Felix Burow, Projektmanager für alternative Antriebe von der DB Regio AG, vor. Bei der DB Regio Bus Nord soll das Clean Vehicle Directive (CVD) – das EU-Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge – umgesetzt werden. Ziel des CVD ist, eine Mindestquote für den Anteil emissionsfreier und emissionsarmer Fahrzeuge in öffentlichen Vergaben zu erfüllen. Die praktische Umsetzung mit der Anschaffung von Wasserstoffbussen stellte er in seinem Vortrag anschaulich an drei Lösungsansätzen aus dem Landkreis Friesland, dem Kreis Rensburg-Eckernförde sowie Husum und Niebüll dar. Diese Erfahrungen könnten in Zukunft auch auf das Geschäft der DB Regio im Landkreis Uelzen übertragen werden, vorausgesetzt die entsprechende Wasserstoffinfrastruktur stehe zur Verfügung, so Stabstellenleiter der Wirtschaftsförderung Jens Geißmann-Fuchs, der die Veranstaltung moderierte.
Den abschließenden Impulsvortrag hielt Dr. Christoph Hauser von der VSE. Darin gab er Einblicke in ein Verbund-Projekt, in dem Wasserstoff durch landwirtschaftliche Abfallprodukte – wie beispielsweise Kartoffel- und Zwiebelschalen – mit einem Biomasse-Reaktor erzeugt wird. Vorteile seien sowohl der geringe Verbrauch von Wasser als auch die CO2--neutrale Produktion, so Dr. Hauser. Zum Abschluss des Vortrags meldete sich Martin Herrmann von der Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsens (NBank) aus dem Publikum zu Wort. „Die NBank hat seit September 2020 mit einem Volumen von insgesamt 81 Millionen Euro verschiedene regionale Wasserstoffprojekte mit Mitteln des niedersächsischen Umweltministeriums gefördert. Das Vorhaben der VSE wird ein weiteres zukunftsweisendes Projekt sein, das wir mit 8 Millionen Euro unterstützen werden“, so Herrmann. Dr. Hauser bedankte sich herzlich für die Förderzusage und ergänzte freudig: „Wir nehmen die Herausforderung an.“
Zum Abschluss bildeten die Teilnehmenden drei Arbeitsgruppen, in denen sie in Diskussionsrunden die Potenziale von Wasserstoffwirtschaft im Landkreis Uelzen in Bezug auf Angebot, Nachfrage und Infrastruktur identifizierten. Daraus ergaben sich innovative und vielfältige Ideen, die Landrat Dr. Heiko Blume Hoffnung machen, dass das Thema Wasserstoffwirtschaft im Landkreis Uelzen eine echte Zukunft hat. „Wasserstoff kann eine Chance in der Energiewende für den Landkreis Uelzen sein. Dafür müssen wir kreative Lösungsansätze entwickeln, um Wasserstoff in unserer Region unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten produzieren und wertschöpfen zu können. Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Bereich viel bewegen können.“