Netzausbau und -technik

Die Versorgung über das landkreiseigene Glasfasernetz ist aktuell rechtlich nur in den unterversorgten Gebieten möglich (Bandbreite = weniger als 30 Mbit/s). Der Ausbau erstreckt sich jedoch auf das gesamte Kreisgebiet, sodass auf 1.400 Kilometern ein komplett neues Netz entsteht. Der Infrastrukturaufbau erfolgt dazu auf mehreren Netzebenen und erfordert umfangreiche Tiefbauarbeiten im öffentlichen Bereich sowie auf Privatgrundstücken. Je nach Bodenbeschaffenheit werden verschiedene Verlegetechniken eingesetzt.

Wie kommt die Glasfaserleitung ins Haus?

Bitte beachten Sie, dass die Herstellung des Glasfaseranschlusses abhängig von der jeweiligen Baufirma von der Darstellung im Beispielvideo der Lünecom abweichen kann.

 

Glossar

Hier finden Sie wichtige Fachbegriffe und erklärendes Hintergrundwissen zum Projekt, zur Struktur und zum Aufbau unseres neuen Highspeed-Netzes.

Aufbau des Glasfasernetzes

Backbone

Das „Backbone“ ist das Rückgrat, also der Hauptstrang bzw. das Basisnetz des landkreisweiten Glasfasernetzes. Es entstehen zwei große Hauptleitungsringe östlich und westlich des Elbe-Seitenkanals, die alle Ausbaugebiete bzw. deren Hauptverteilerstationen (PoPs) miteinander verbinden und für eine höhere Ausfallssicherheit sorgen werden. Der ringförmige Aufbau gewährleistet einen ausfallsicheren Betrieb, jedoch sind drei Querungen des Elbe-Seitenkanals notwendig, um die zwei Ringe zu verbinden. Da sich im Backbone-Netz die Datenraten aller Endbenutzer bündeln, erfordert dieses Netz besonders große Übertragungsraten. Daher werden in die Mikrorohre des Backbones Glasfaserkabel mit insgesamt 144 Fasern eingezogen.

Erdrakete

Mit einer Erdrakete können unterirdisch Glasfaserleitungen verlegt werden, ohne dass die Erdoberflächen oder eine Straße dafür aufgegraben werden muss. Das Verfahren eignet sich besonders für kurze Querungen von Verkehrswegen. Es kann auch bei der Herstellung von Hausanschlüssen verwendet werden, wenn starke Verwurzelungen oder qualifizierte Oberflächen zum Beispiel durch hochwertige Bepflanzungen vorliegen. Bei der Erdraketentechnik wird ein pneumatisch angetriebener Bodenverdrängungshammer (Erdrakete) mittels Druckluft aus einem Baustellenkompressor durch das Erdreich getrieben. Lediglich eine Start- und eine Zielgrube muss ausgehoben werden. Je nach Bodenbeschaffenheit erreichen Erdraketen eine Vortriebsgeschwindigkeit von bis zu 15 m/h. In der Regel sind die Durchörterungen bis zu 20 Meter lang.

FTTB

Als FTTB (Fibre To The Basement oder Fibre To The Building) bezeichnet man das Verlegen von Glasfaserkabeln bis ins Gebäude. Dabei werden Lichtwellenleiter beispielsweise bis in die Hauskeller verlegt. Im Haus werden dann die optischen Signale mittels entsprechender Technologie in elektrische gewandelt und können über die vorhandene Hausverkabelung (i.d.R. Kupferleitungen) in die Wohnungen geführt werden.

FTTH

Als FTTH (Fibre To The Home) bezeichnet man das Verlegen von Lichtwellenleitern direkt bis in die Wohnung des Teilnehmers. Dort wird es dann in elektrische Signale umgewandelt und über gängige Verkabelungen (z. B. LAN) weiter verteilt.

Glasfaser

Mithilfe der Glasfasern oder auch Lichtwellenleiter ist es möglich Telefongespräche, Computerdaten, Fernsehbilder oder Rundfunkprogramme zu übertragen. Dazu werden elektrische Signale zum Beispiel von Telefon, Computer, Fernsehkamera oder Mikrofon über einen Wandler in Licht umgewandelt und durch die Faser transportiert. Das Licht bewegt sich im Zick-Zack durch den Glasfaserkern, der mit neun Mikrometern dünner ist als ein menschliches Haar. Ein Mantel um den Kern aus Quarzglas mit Phosphor und Germanium sorgt für die Totalreflexion des Lichtes. Es tritt also fast keine Lichtenergie aus und durch die vielfache Reflektion gelangt das Licht ans andere Ende des Glasfaserkabels. Hochwertige Glasfasern lassen sich stark verbiegen, ohne dass Licht austritt, was für die bautechnische Verlegung von großer Bedeutung ist. Knicken sollte man sie allerdings nicht.  An den PoPs, den Netzwerkverteilern und am Glasfaserabschlusspunkt müssen die Fasern mit Steck- oder Spleißverbindungen verbunden werden. Beim Spleißen schmilzt eine Maschine die Faserenden auf und schiebt sie aneinander. Damit die Arbeiter die Fasern unterscheiden können und die richtigen Faserenden miteinander verbinden, werden die Fasern eingefärbt. Meist bringt man dazu eine dünne Farbschicht auf der Schutzbeschichtung (engl. coating) auf.

Glasfaseranschlusspunkt (Gf-AP)

Nachdem das Glasfaserkabel per Luftdruck ins Mikrorohr eingeblasen wurde, werden alle für das Gebäude benötigten Fasern in einem Glasfaserabschlusspunkt (Gf-AP) aufgelegt und mit Steckverbindungen versehen. Es gibt unterschiedliche Modelle und je nach Fassungsvermögen größere und kleine Ausführungen, die von den Baufirmen montiert werden. Der Glasfaserabschlusspunkt wird an der Innenseite einer Außenwand angebracht und bildet den Abschluss der passiven Netzinfrastruktur.

Grabenfräse

Mittels der Grabenfräse lassen sich gleichmäßig tiefe und breite Gräben ausheben. Dabei schneidet bzw. fräst eine motorisch angetriebene Förderkette den Erdboden auf und wirft den Aushub seitlich aus. Für Beton oder Asphalt ist das Schneidewerk jedoch nicht ausgelegt, sodass die Fräse nur in weichen bis mittelschweren Böden wie z.B. auf Seitenstreifen oder entlang Ackerflächen eingesetzt werden kann. Da die Grabenfräse in der Lage ist, über viele Meter hinweg äußert schmale und ebenmäßige (ca. 8-30 cm breit) Gräben zu ziehen, stellt sie eine sehr effiziente Alternative zum Minibagger dar und bietet sich insbesondere zur Kabel- und Leitungsverlegung auf unbebauten bzw. unerschlossenen Flächen an. Nachdem die Mikrorohrverbände oder Erdkabel in den Graben eingelegt wurden, muss die Schließung des gefrästen Grabens mittels separaten Verdichtungsgeräten erfolgen.

Hauptkabel

Vom PoP muss eine Verbindung zu den Netzverteilerkästen entstehen – dies erfolgt mithilfe von Hauptkabeln. Ein Hauptkabel wird dabei vom PoP zu einem Kollokationsschacht geführt.  An diesen werden über drei bis vier weitere Hauptkabel die Leitungen von mehreren Netzverteilern zusammengeführt angeschlossen. Ein Hauptkabel ist in der Regel mit ein bis zwei Glasfaserkabeln und bis zu 144 Fasern belegt. Mit geeigneter Materialstärke können Mikrorohrverbände in der Hauptkabelebene direkt erdverlegt werden. Es kann aber auch eine Rohr-in-Rohr-Verlegung mit einem Schutzrohr in der Hauptkabelebene zum Tragen kommen.

Hausanschluss (FTTB)

Als FTTB-Anschluss (engl. Fibre To The Basement oder Fibre To The Building) bezeichnet man das Verlegen des Glasfaserkabels bis in das Gebäude. Dafür wird vom Netzverteilerkasten (NvT) ein separates Mikrorohr verlegt und ins Gebäudeinnere geführt. Vom NvT beginnend wird das Glasfaserkabel mit entsprechend benötigten Fasern per Luftdruck bis ins Gebäude eingeblasen. Ein Einfamilienhaus erhält z.B. ein Kabel mit sechs Fasern. Die Faseranzahl ist durch die Vorgabe des Projektträgers ateneKom festgelegt. Für einen Internet- und Telefonanschluss genügt allein eine der Fasern. Die restlichen Fasern dienen als Reserve oder freie Kapazität für den Anschluss späterer Wohn- oder Gewerbeeinheiten im selben Gebäude.

Hauseinführung

Am Gebäude wird eine Kernbohrung durchgeführt und eine gas- und wasserdichte Hauseinführung erstellt, durch die das Mikrorohr in das Gebäudeinnere geführt werden kann. Bei den Hauseinführungen gibt es die unterschiedlichsten Hersteller und Modelle. Ob Gebäude mit oder ohne Keller, Hauseinführungen können sowohl oberirdisch ins Erdgeschoss als auch unteririsch verbaut werden. Vor dem Hintergrund der Materialbeschaffung steht den Baufirmen offen, je Ausbaugebiet andere Hersteller zu wählen. Es ist daher möglich, dass unterschiedliche Modelle eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die Hauseinführung eine knickfreie Führung des Glasfaserkabels an der Innenwand sowie eine fachgerechte Gebäudeabdichtung nach außen gewährleistet.

Homes passed

Das bedeutet, dass in jeder Straße, die ausgebaut werden darf, bereits die Voraussetzungen geschaffen werden, um nachträgliche Gebäude ans Glasfasernetz anzuschließen nachdem der Erstausbau erfolgt ist.

Horizontalspülbohrverfahren

Mit diesem Verfahren können grabenlos unterirdisch Leerrohre verlegt werden. Die Erdoberfläche bleibt dabei weitgehend unberührt, da meist nur eine Start- und Zielbaugrube ausgehoben werden muss. Zwischen diesen Gruben führt eine Horizontalspülbohranlage eine Pilotbohrung durch. Dabei wird ein steuerbarer Bohrkopf unterhalb der Erdbodenfläche durch ein stückweise zusammengesetztes und damit flexibles Bohrgestänge vorangetrieben. Mittels einer zugeführten Bentonit-Bohrspülung wird das Erdreich zusätzlich gelockert und das Bohrgut aus dem Kanal gespült. Durch die speziellen Eigenschaften von Bentonit wird der Bohrkanal zusätzlich stabilisiert. Nach Erreichen der Zielgrube wird der Bohrkopf durch einen sogenannten Räumer mit größerem Durchmesser ausgetauscht, der beim Zurückziehen den vorhandenen Kanal ausweitet und angehängte Leerrohre mit einzieht. Je nach Größe der Anlage können Verlegelängen von mehreren 100 Metern erreicht werden. Dabei kann die Verlegetiefe je nach Umgebung zwischen 0,60 Metern und mehreren Metern betragen. Damit eignet sich diese Verlegetechnik insbesondere für die Unterquerung von Hindernissen wie Bahntrassen, Flussenläufen, Naturschutzgebieten oder denkmalgeschützten Pflasterungen.

Kabelpflug

Mit dieser Technik können Kabel- oder Rohrleitungen ins Erdreich verlegt werden, ohne in vorheriger Tiefbauarbeit einen Graben auszuheben. Ein Pflugschwert zieht eine Furche in den Boden, ohne dass sich die unterschiedlichen Erdschichten miteinander vermischen. An der Baumaschine ist eine Trommelaufnahme integriert, so dass die Rohrverbände sowie Trassenwarnbänder über eine Verlegevorrichtung direkt im gleichen Arbeitsgang in die Erde verlegt werden können. Der Aushub kann durch Überfahren der Bodennarbe leicht wieder eingebracht und verdichtet werden. Insbesondere zwischen Ortschaften, meist am Rand von Ackerflächen oder parallel zu asphaltierten Straßen kann die Pflugtechnik auf unbefestigten Oberflächen eingesetzt werden. Je nach Bodenbeschaffenheit können pro Tag mehrere Kilometer Leerrohre verlegt werden.

Kollokationsschacht

Mit der Einrichtung von sog. Kollokationsschächten kommt man der Anforderung der ateneKom (Projektträger der Bundesförderung) nach, die besagt, dass die Anbindung von anderen Providern (z.B. Telekom) an ein Backbone möglich sein muss. Dazu gehören alle großen Verbindungsleitungen wie z.B. Hochspannungsleitungen und daher auch das neu entstehende Backbone des Glasfasernetzes. Denn natürlich besteht die gesetzliche Verpflichtung zu einem offenen Netzzugang, sodass auch andere Provider die Netzleitungen nutzen können, um z.B. eigene Produkte anzubieten. Entweder kann der Provider Leitungen beim Netzpächter anmieten oder aber er errichtet ab dem Kollokationsschacht seine eigenen Leitungswege zu den Endkunden.

Netzverteiler (NvT)

Der Netzverteiler (NvT) ist das letzte Bindeglied zwischen dem PoP und dem Hausanschluss des Kunden. Insgesamt sind im Landkreis Uelzen ca. 550 NvT´s geplant. Je nach Größe passen an einen NvT bis zu 50 Gebäude. Im Verteiler befindet sich für jedes Gebäude eine Spleißkassette, in der die Glasfasern abgelegt sind. Beispielsweise werden für ein Einfamilienhaus in der Regel 6 Fasern abgelegt. Jede Kassette erhält eine entsprechende Kennzeichnung für Hausnummer und Gebäude. Am Netzverteiler führen alle Mikrorohre der einzelnen Hausanschlüsse zusammen. Der gesamte NvT wird mit dem Hauptkabel verbunden und ist dadurch an den versorgenden PoP angeschlossen.

Offene Grabenbauweise

Bei der offenen Bauweise wird die Erdoberfläche geöffnet und ein Graben ausgehoben, um die Leerrohre für die Glasfaserkabel in einer Verlegtiefe von etwa 60 bis 120 cm in die Erde zu legen. Grundsätzlich ist die offene Grabenbauweise bei allen Arten von Oberflächen durchführbar, sodass bevorzugt in offener Bauweise verlegt wird, wenn keine besonderen Bodenbeschaffenheiten oder Hindernisse vorliegen und eine unkomplizierte Wiederherstellung umsetzbar ist. Je nach Bodenart und bereits vorhandenen Infrastrukturen wie Ver- und Entsorgungsleitungen werden die Gräben auf unterschiedliche Weise im Straßen- und Gehwegbereich erstellt. Bei Geh- und Radwegen sowie Straßen werden zunächst die Pflasterungen oder Platten zurückgenommen. Asphaltflächen werden aufgeschnitten und herausgestemmt. Es werden sowohl Handschachtungen als auch Baugeräte wie Minibagger oder Fräsen eingesetzt, um den Graben zu ziehen. Nach Verlegung der Leitung wird der ausgehobene Graben wieder verfüllt, der Boden lagenweise verdichtet und die Oberfläche in den Ursprungszustand versetzt. Müssen Rasenflächen bearbeitet werden, werden hier nach abgeschlossener Maßnahme ausgestochene Grassoden wieder eingesetzt oder neuer Rasen eingesät.

Point of Presence (PoP)

Der „Point of Presence“ oder auch kurz genannt „PoP“ ist die zentrale Vermittlungsstelle die über das „Backbone“ direkt an das Rechenzentrum der LüneCom angebunden wird und damit den Zugang zum Internet sicherstellt. Ein PoP bzw. eine Hauptverteilerstation versorgt jeweils einen Bereich mit durchschnittlich ca. 2.500 Haushalten. Insgesamt müssen 20 PoP´s errichtet werden, um das gesamte Versorgungsgebiet ans Glasfasernetz anzuschließen. In den PoPs ist die aktive Technik der LüneCom verbaut, die notwendig ist um das Glasfasernetz zu betreiben. Sie verfügen über eine eigene Klimaanlage, einen Stromanschluss sowie eine eigene unterbrechungsfreie Stromversorgung, mit der ein Stromausfall 30 Minuten überbrückt werden kann. Die Glasfaseranschlüsse können erst aktiv geschaltet werden, wenn der versorgende „PoP“ des jeweiligen Bereiches an das  „Backbone“ angeschlossen ist.

Rechenzentrum

Die Anbindung zum WorldWideWeb erfolgt zunächst an einer Stelle im Ausbaugebiet 1 (Bienenbüttel). Hier stellt die LüneCom als Netzpächter Glasfasern zur Verfügung, die direkt mit einem Rechenzentrum verbunden sind und das zukünftige Highspeednetz an das weltweite Internet anbinden. Für eine höhere Ausfallsicherheit wird im Zuge des weiteren Ausbaus eine zweite Leitung seitens der LüneCom zu einem Rechenzentrum an einer anderen Stelle im Landkreis bereitgestellt, denn doppelt hält nicht nur besser, sondern ist auch sicherer. Ähnlich wie beim Backbone des Glasfasernetzes ist so sichergestellt, dass bei einer möglichen Beschädigung einer der Leitungen, trotzdem der Saft auf den Leitungen bestehen bleibt und ohne Einschränkungen mit Lichtgeschwindigkeit weiter gesurft werden kann.

Verlegekonzept

Vor Beginn der Bauarbeiten bespricht die Baufirma mit den Kunden ein Verlegekonzept. Hierdrin wird schriftlich festgehalten, wo der Anschluss am Haus gesetzt wird und wie wie die Kabeltrasse über das Grundstück bis zum Gebäude geführt wird. Auch mögliche Fremdleitungen oder andere Besonderheiten sollten hier vermerkt werden. Grundsätzlich ist das Verlegekonzept zweimal vom jeweiligen Eigentümer oder Verwalter zu unterschreiben. 1. Unterschrift: Dient zur Freigabe vor den Baumaßnahmen für den Kabelweg, die Hauseinführung sowie den Installationsort des Glasfaseranschlusspunktes. 2. Unterschrift: Dient zur Abnahme nach allen Baumaßnahmen, die zur Erstellung des Glasfaseranschlusses notwendig sind sowie der wiederhergestellten Oberflächen.

Verzweigerkabel (VzK)

Das Verzweigerkabel (VzK) verbindet den Netzverteiler mit den einzelnen Hausanschlüssen. Für jedes Haus, das angeschlossen werden darf,  ist ein separates Mikrorohr im Verzweigerkabelverband enthalten, das vom NvT direkt zum Gebäude führt. Mit der Verlegung von Verzweigerkabeln in jeder ausbaufähigen Straße wird die Forderung des Fördermittelgebers nach „Homes passed“ erfüllt.